Nachhaltig verpacken: 3 Dinge, auf die du in Bezug auf Verpackungsart und Recyclingfähigkeit achten kannst

Nachhaltig verpacken

Dem aktuellen Zeitgeist folgend, wünschen sich viele Verbraucher:innen nachhaltig gestaltete Verpackungen. Laut einer aktuellen Simon-Kucher & Partners Studie sind 83% der Konsument:innen bereit, für eine nachhaltige Verpackung mehr Geld für das Produkt zu bezahlen. Im Vergleich fühlen sich jedoch nur 11% der Befragten ausreichend gut über die Nachhaltigkeit von Verpackungen informiert.

Die Bereitschaft, Produkte in ökologischen Verpackungen zu kaufen, ist also da – was vielen Verbraucher:innen allerdings fehlt, ist die Info, ob eine Verpackung – nach objektiven Maßstäben – auch wirklich nachhaltig, d.h. recyclingfähig, ist. Unternehmen haben also die Aufgabe, ihre Verpackungen nachhaltig zu gestalten und dies gleichzeitig verständlich – ohne Greenwashing zu betreiben – zu kommunizieren. 

Auch für sie ergibt sich nun die Frage: Welche Verpackung ist denn wirklich recyclingfähig und somit nachhaltig und wie vermeide ich falsche Versprechen?

Eines vorneweg: Die eine nachhaltige Verpackung gibt es nicht. Verpackungen schützen Produkte mit unterschiedlichsten Anforderungen. Eine Kaffeeverpackung muss beispielsweise über einen hohen Aromaschutz verfügen, die Verpackung für Flüssigwaschmittel wiederum soll zwar dicht sein, aber eben auch möglichst viel Duft entweichen lassen, um Verbraucher:innen am Point of Sale zum Kauf zu animieren. Das Verpackungsdesign ist also ein Zusammenspiel vieler Faktoren. Deshalb möchten wir dir drei Hinweise an die Hand geben, die du bei der Auswahl einer nachhaltigen Verpackung beachten solltest.

1. Bei der Verpackungszusammensetzung ist Mono das Maß der Dinge

Egal, ob Papier, Kunststoff, Weißblech, Aluminium oder Glas. Bei allen Materialien gilt: je weniger andere Fremdstoffe in der Verpackung enthalten sind, desto besser eignet sich die Verpackung für ein werkstoffliches Recycling. Das lässt sich an zwei Beispielen erklären:

a) Kunststoffverbunde:

Nehmen wir wieder die Kaffeeverpackung: Sie besteht herkömmlicherweise aus einem Kunststoff-Aluminium-Verbund. Das Aluminium wird als Mittelschicht eingesetzt, um den Kaffee zu schützen. Mittlerweile wird das Aluminium oft durch deutlich dünnere und recyclingfähigere Kunststoffschichten ersetzt. Die Verpackung besteht damit aus nur einem Material und kann deutlich besser recycelt werden. 

b) Papierverbunde:

Papierverbund-Verpackungen sind eine gern gewählte Verpackungsart. Man kennt sie vom Aufschnitt oder von To-Go Gerichten, die in Papierschalen verkauft werden. Um die Lebensmittel zu schützen und das Fett aus dem Produkt nicht in das Papier eindringen zu lassen, ist eine Kunststoffschicht nötig, die auf das Papier laminiert wird.

Diese Lösung ist für das Recycling suboptimal, da es schwierig ist, Papier und Kunststoff voneinander zu trennen. Ein großer Teil – oder im Zweifel sogar die ganze Verpackung – kann also wird nicht stofflich verwertet werden; aus ihm können somit keine neuen Produkte oder Verpackungen entstehen.

Ein Lösungsansatz: Wenn das Produkt keine hohen Barriere-Anforderungen an das Verpackungsmaterial stellt, kann auf Papier gesetzt werden. Falls das Produkt gegen Sauerstoff, Wasser oder Fett geschützt werden muss, kann eine Verpackung aus Kunststoff die nachhaltigere Variante sein.

2. Verpackungsmaterial: Sind nachwachsende Rohstoffe immer besser?

Wenn du die Frage nach der Materialzusammensetzung für dich und dein Produkt beantwortet hast, kommt die Frage nach dem Ursprung der Rohstoffe. Nachwachsende Rohstoffe sind hier eben, weil sie nachwachsen, eine gern gewählte Alternative. Sie bestehen typischerweise aus Pflanzen bzw. organischen Materialien. Unterschieden wird dabei in biologisch abbaubare und biobasierte Kunststoffe. 

a) Biologisch abbaubare Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen

Ein Hauptziel von nachwachsenden Rohstoffen in Verpackungen ist es, diese am Ende der Nutzung biologisch abzubauen bzw. zu kompostieren. Einer der gängigsten biologisch abbaubaren Kunststoffe ist PLA (Polylactid). Während PLA erdölbasierte Kunststoffe ersetzen kann, birgt der nachwachsende Rohstoff einen großen Nachteil:

PLA zersetzt sich hier in Deutschland weder auf dem Heimkompost noch in einer industriellen Kompostieranlage. Recycelt wird das Material aufgrund der geringen Menge im Markt nicht. Sofern PLA über einen eigenen Verwertungspfad verfügen würde, ließe es sich gut recyceln. Daher wird PLA zurzeit lediglich thermisch verwertet, also verbrannt.

b) Recycelbare Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen

Als Alternative zu biologisch abbaubaren Verpackungen gibt es auch biobasierte Kunststoffe, sie weisen dieselbe chemische Struktur auf wie ihre fossilbasierten Gegenparts. Bio-PE (Polyethylen) hat beispielsweise den gleichen Aufbau wie erdölbasiertes PE und kann genauso gut recycelt und in den Kreislauf geführt werden.

Sind biobasierte Kunststoffe damit nachhaltiger als konventionelle Kunststoffe? Laut Umweltbundesamt eher nicht. Auch wenn sich die CO₂-Bilanz von biobasierten Kunststoffen verbessert, erhöht ein gesteigertes Versauerungs- und Eutrophierungspotenzial sowie ein gewisser Flächenbedarf zum Anbau den ökologischen Fußabdruck dieser Alternative.

3. Länderunterschiede: Wo wird die Verpackung verkauft?

Wenn du dich für eine nachhaltige Verpackung entscheidest, musst du den Vertriebsort deiner Produkte und somit der Verpackung beachten. In welche Länder versendest du deine Verpackung und wo werden diese entsorgt? Selbst in Europa gibt es zurzeit noch große Unterschiede bei der Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungen.

In Mittel- und Westeuropa haben die allermeisten Haushalte direkten Zugang zu einer separaten Verpackungssammlung, während gerade in der Schweiz, Österreich und Osteuropa noch ein teils erheblicher Nachholbedarf in der Etablierung der Erfassungsstruktur besteht.

In Frankreich wird die Verpackungssortierung überwiegend auf kommunaler Ebene erledigt, in den meisten anderen Ländern passiert dies auf staatlicher Ebene oder wird durch Privatunternehmen durchgeführt. 

Die Relevanz der Recyclingfähigkeit

Neben den Rohstoffen, aus denen die von dir gewählte Produktverpackung besteht, kannst du auch definieren, wie gut recycelt werden kann. Auf der Suche nach einer nachhaltigen Verpackung stolpert man schnell über den Begriff der Recyclingfähigkeit.

Während das Wort mittlerweile in aller Munde ist, wissen viele noch nicht, was sich genau dahinter verbirgt. Wie genau wird „Recyclingfähigkeit“ definiert? Und wie unterscheidet sich die theoretische von der technischen und von der realen Recyclingfähigkeit? Und last but not least: Was bedeutet das Ganze nun für Ihre Verpackungen?

Definitionen des Begriffs „Recyclingfähigkeit“

Das bifa Umweltinstitut aus Augsburg versteht unter dem Begriff der Recyclingfähigkeit „grundsätzlich die Eigenschaft eines Produktes, die es erlaubt, die verwendeten Materialien nach dem Ende der Lebensdauer wieder dem Stoffkreislauf zuzuführen und damit den Stoffkreislauf zu schließen.“ Gemäß dieser Definition ist es vor allem wichtig, dass die Primärressourcen nicht verloren gehen..

Eine weitere Definition stammt aus dem Verpackungsgesetz und des daraus entstandenen „Mindeststandards zur Bemessung der Recyclingfähigkeit“ der Zentralen Stelle Verpackungsregister. Dieser definiert die Recyclingfähigkeit von Verpackungen als „die grundsätzliche und graduelle Eignung einer Verpackung nach Durchlaufen industriell verfügbarer Rückgewinnungsprozesse Neuware in werkstofftypischen Anwendungen zu substituieren.“

Der Mindeststandard legt darüber hinaus fest, dass sich der Begriff immer auf ein hochwertiges und werkstoffliches Recycling bezieht. Das meint, dass die Materialien auch tatsächlich werkstofflich recycelt werden und nicht nur kompostiert oder verbrannt werden.

Die Unterscheidung zwischen theoretischer, technischer und realer Recyclingfähigkeit

Wenn wir über die Recyclingfähigkeit von Verpackungen sprechen, ist es wichtig, sich den Unterschied zwischen theoretischer und realer Recyclingfähigkeit bewusst zu machen. Hilfreich dabei ist das Sieben-Stufen-Modell der Recyclingfähigkeit nach Pomberger¹.

Theoretische Recyclingfähigkeit meint demnach, dass eine Verpackung auf den Werkstoff bezogen und im Originalzustand ohne Verschmutzung stofflich verwertet werden kann. Bei der theoretischen Recyclingfähigkeit wurden keine Tests durchgeführt und die Recyclinginfrastruktur ist ebenfalls außer Acht gelassen.

Die technische Recyclingfähigkeit fasst mehr in den Blick und beinhaltet zusätzlich die Prüfung der Erkennbarkeit und Sortierbarkeit einer Verpackung sowie das Ausschleus-Verhalten. Diese Eigenschaften muss eine Verpackung vor allem erfüllen, um in einer Sortieranlage in eine Fraktion sortiert zu werden.

Darüber hinaus ist wichtig, dass danach auch ein Recyclingverfahren für das Verpackungsmaterial vorhanden ist und ein werkstoffliches Recycling stattfindet. Sind diese Kriterien alle erfüllt sind, ist noch immer nicht von einer realen Recyclingfähigkeit die Rede. Dafür muss die Verpackung zusätzlich in der Region, in der sie als Abfall anfällt, tatsächlich gesammelt, ausgeschleust, vermarket und als Sekundärrohstoff verwertet werden können.

Bewertung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen

Nun stellt sich die Frage: wie bewerte ich die Recyclingfähigkeit meiner Verpackung? Wichtig ist, wie oben beschrieben, die reale Recyclingfähigkeit zu betrachten. Eine Eigeneinschätzung reicht oft nicht aus, da die Kenntnisse über die tatsächliche Sammlung, Sortierung und Verwertung an den Vertriebsstandorten nicht ausreichen. Daher solltest du Verpackung von Verpackungs- und Recycling-Expert:innen, zum Beispiel via „Made for Recycling“, analysieren lassen.

¹Pomberger 2020: Über theoretische und reale Recyclingfähigkeit

Über den Autor

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Kevin Helfenstein
Gründer, Geschäftsführer, Speaker und Coach

Als der Realschüler und gelernter KFZ-Mechatroniker dem Gehalt eines Angestellten entgegen sah, wusste er: Das kann nicht alles sein.

Nicht in seiner Vorstellung – Nicht in seinem Leben.

Also beschloss er, sich im Online Marketing fortzubilden und avancierte zu einem der besten E-Commercler im deutschsprachigen Raum.

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